Führungsarbeit als gesellschaftliches Problem
Wenn man bedenkt, wie viele Bürgerinnen und Bürger persönliche Probleme mit nicht gelungener Führungsarbeit haben, dann handelt es sich sicherlich um ein schwerwiegendes gesellschaftliches Problem.
Schlechte Führung kann in unserer Gesellschaft unbestritten viel kaputt machen:
- Schlechte Führung kann gleichgültig machen im Hinblick auf die eigene Arbeit, sogar wenn die/der Einzelne zunächst voller Leistungsbereitschaft war!
- Schlechte Führung kann leider sogar krank machen – man denke an die wachsende Anzahl psychisch bedingter Krankschreibungen; davon könnte wohl ein beachtlicher Teil verhindert werden, wenn die Chefs[1] auf allen Ebenen in Führungsarbeit besser geschult wären und z.B. die individuellen Möglichkeiten der anvertrauten Kollegen besser berücksichtigen würden!
- Schlechte Führung kann Arbeitsplätze vernichten! Schlechte Führung kann allgemein verhindern, dass die jeweilige Organisation ihre Ziele erreicht. Jede Organisation kann scheitern, z.B. insolvent werden. Dies kann im Extremfall auch in Folge von Rechtsverstößen passieren. Der VW-Konzern, der aktuell durch das „Dieselgate“ belastet wird, hofft, dass die aufgedeckten Manipulationen an der Abgasreinigung keine so krassen Folgen haben dürften. In der BWL wird die Problematik, wie Rechtsverstöße vermieden werden können, unter dem Stichwort Compliance diskutiert. Im Buch thematisieren wir besonders die hochinteressanten Fragen: Was kann die deutsche Automobilindustrie in Zeiten des Dieselgates von der jüngsten Managementforschung (von Scrum bis zu Seidman´s How) lernen?
- Schlechte Führung kann auf der politischen Ebene u.a. zu Formelkompromissen führen: die daran beteiligten Parteien schielen nur nach den politischen Stimmungen im Land (und verlieren dabei häufig die Glaubwürdigkeit)! Die entstehenden Gesetze folgen oft eher den Kompromissformeln als den Empfehlungen der Fachleute: im Ergebnis werden zu viele gesellschaftliche Probleme nicht gelöst.
[1] Nur aus Gründen der Vereinfachung und besseren Lesbarkeit wird teilweise (z. B. in Aufzählungen) allein die männliche Form verwendet; stets sind auch weibliche Personen gemeint.
Wie wichtig Führung für unsere Gesellschaft ist, kann man besonders dann erkennen, wenn man sich an erlebter, offenkundig schlechter Führung reibt – z.B. wenn man sich über einen Chef ärgert. Nun kann der Chef ja auch Recht haben (sowas soll es geben…) – leider mangelt es jedoch allzu oft objektiv an der eigentlich angebrachten – guten – Führungsarbeit. Das Führungsthema ist dabei für alle Ebenen unserer Gesellschaft wichtig: von den verschiedenen Abteilungen der Unternehmen über die öffentlichen Verwaltungen, die Sportvereine, die Kirchen bis hin zur Politik!
Diesem Thema – was ist denn eigentlich gute Führungsarbeit – hat FIDES sein erstes Buchprojekt gewidmet: „Wirksam führen – und dabei ´sauber´ bleiben“.
Hintergrund: das was in einer demokratischen Gesellschaft „gute Führung“ ist, wird erst seit einigen Jahren in Deutschland unverkrampft diskutiert.[i]
Den Anstoß zu diesem Buch gab ein Universitätsrektor, der am Ende eines vertraulichen Interviews folgendes Problem formulierte. „Kennen Sie das: da haben Sie sich ein Leben lang abgerackert und versucht, alles richtig zu machen. Und jetzt habe ich einmal gegen die Interessen eines alten Weggenossen entscheiden müssen. Und mein alter Weggenosse verfolgt mich seitdem mit einer Feindschaft, die nicht lustig ist. Dabei habe ich nur meine Pflicht getan und im Interesse der Gemeinschaft gehandelt.“ Diesen Rektor beschäftigte das Phänomen der Feindschaft, die belastet. Dahinter steht eventuell auch noch ein zweites Phänomen: „Habe ich vielleicht doch versagt?“ Wie ist das mit (vermeintlicher oder tatsächlicher) Schuld als Führungskraft?
Um derart komplexe Probleme auf eine humorvoll-spielerische Weise zu behandeln, haben wir uns dafür entschieden, die Grundlagen für das Buch und später auch die Ausformulierung der Fallstudien teilweise als FIDES-interne Gruppenarbeit zu gestalten. Dabei sollen zwölf Führungsfälle dargestellt werden, die eine Familie im Laufe mehrerer Jahre erlebt (das im Entstehen befindliche Buch wird also derzeit als Gruppenarbeit im Verein diskutiert). Hierdurch kann erreicht werden, dass der Erfahrungshorizont möglichst vieler Personen einbezogen wird. Vor allem aber kann hierdurch eine möglichst optimale Verständlichkeit des fertigen Buchs erreicht werden.
Für jeden Führungsfall hat im FIDES-Verein ein Mitglied die Patenschaft übernommen und überwacht sowohl die Fall-Beschreibung als auch die vereinsinternen Diskussionen dazu.
Ebenfalls aus Gründen der Verständlichkeit werden nach Möglichkeit die literatur- bzw. wissenschaftsbezogenen Aussagen und Bezüge im Buch nur angedeutet und dafür auf dieser Homepage unter wissenschaftlicher Fundierung der Fallstudie veröffentlicht (nicht aber im Buch). dadurch kann erreicht werden, dass der Haupttext des Buches fast ganz ohne Fußnoten auskommt.
Vgl. zum wissenschaftlichen Konzept von FIDES, zu den allgemeinen Grenzen jeder Wissenschaft.